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Nach dem großen Auftritt in der Schleyerhalle (23.12.93) stand die Einladung der Frankfurter Band Megalomaniacs zum Weihnachts-Event in der "Batschkapp" auf dem Plan. Einmal im Jahr trat hier die lokale Metal-Elite an, diesmal sollte es ein Metal/HipHop-Crossover unter dem Motto "Jugdement Nite" geben. Wir hatten uns vor dem gemeinsamen Auftritt nur ein einziges Mal mit Gitarrist Zoppo und seinen Kollegen getroffen und uns gegenseitig in den Songs herumgepfuscht. "Die Da" wurde kurzerhand zu einem superschnellen Thrashmetal-Stück. Das Megalomaniacs-Original "Information Overload" und der zerstückelte Text von "Laß die Sonne Rein" bildeten eine wahnwitzige Kombination. Aber beim "Batschkapp"-Konzert waren sowieso alle in überdrehter Feiertags-Stimmung und der Gig kam gut an. Nach diesem Auftritt fragten die Fans schon, ob es die Songs auch auf Platte gibt. Der Gedanke an einen Urlaub von der eigenen Band reifte, zuerst noch als EP-Format mit drei, vier Stücken für Fans und Sammler. Als wir unser Metal/HipHop-Projekt mal gegenüber Sony erwähnten, boten sie uns an, doch ein reguläres Album zu veröffentlichen. Warum eigentlich nicht? Auf diese Weise konnten wir uns dem alljährlichen Album-Kreativ-Druck entziehen. Keine Songs schreiben, keine Texte dichten. Wir brauchten nur auf den Putz zu hauen und die Sache lief. Wir probten unseren Stilmix mit den Megalos im Hinterzimmer des Frankfurter "Elfer´s", einer Kneipe gleich neben der "Batschkapp". Der Raum war kalt, fensterlos und roch nach Schimmel. Willkommen im Rock`n`´Roll-Klischee! Nach vierzehn Tagen hatten wir genügend gemeinsames Material zusammen. Eine Woche Aufnahme und eine weitere Woche Mischung im Stuttgarter "Basement" mußten reichen - dann war das inzwischen Megavier getaufte Neun-Mann-Projekt fertig. Zur Plattenveröffentlichung im September gab es eine richtige Tour.
Das Publikum bildete eine verquere Mischung aus Metal-Nachwuchs und vereinzelten Teenie-Grüppchen. Damit hatte sich kurzfristig eine Seite von uns aufgetan, die sich von "Böse" über "Arschloch" bis zu "Schizophren" und "Genug ist genug" durch alle Platten gezogen hatte. Als Tour-Motto diente ein Slogan der Megalos: "Dive, du Sau!", was besonders in Trier übermäßig wörtlich genommen wurde. Dort standen in kürzester Zeit ein halbes dutzend Fans auf der ohnehin schon übervollen Bühne, die immer wieder in die brodelnden Massen "diveten". Die Leute standen auf den Boxentürmen und hingen sich an die über die Bühne gespannten Drahtseile, um von dort aus ins Publikum zu segeln. Fast wäre der Boxenturm umgekippt. Unsere Bühnentechniker verhinderten immer wieder ein Katastrophe, als sie selbst in die hüpfende Menge sprangen, die Boxen stützten und die Leute von den Seilen klopften. Es war Krieg - man konnte es nicht anders nennen. In diesem irrsinnnig lautem Getümmel aus Nebel, Hitze und Lärm fiel mir am schweißnassen Publikum, das wir außerdem ständig mit Mineralwasser begossen, vor allem eines auf: der krasse Geruch. Die Meute stank. So mußte auch eine Herde Schafböcke riechen.
Wahrlich ein Festival der Sinne und ein Ausleben unserer metallischen Synapse - was nach 20 Konzerten mit einem Gig im Wiener "Rock In" am 21. November `94 schlagartig beendet war. Selbst die honorigen Einladungen zum amtlichen "Dynamo"-Festival schlugen wir später aus. Es sollte ein begrenztes Zwischenspiel bleiben.

Aus der Biographie "Die Letzte Besatzermusik" (check www.smudo.com)
mit freundlicher Genehmigung von:
Smudo (NG-Posting), Januar 1999, redaktionell bearbeitet