Claudias riskantes Spiel


Claudia

Es ist vorbei!

Claudia Ernst

war am 27. Juli in der Aufzeichnung von Kai Böckings Risiko-Spielshow im ZDF mit dem Thema "Fanta 4" dabei.

Sendetermin war der

11.08.99, 16.15 Uhr (ZDF)

Wie es der zukünftigen Lehrerin (Deutsch und Sport) dabei ergangen ist, erfahrt Ihr im folgenden Bericht von Claudia herself. Kommentare dazu könnt Ihr direkt an Claudia mailen.

Viel Spaß beim Lesen und Mitraten!

 

Die Fantastischen Vier oder die Pioniere des deutschen Sprechgesangs als Thema in einer Nachmittags-Game-Show im ZDF

Mannomannomann, das war vielleicht eine Show. Von der Aufregung und den Ereignissen werde ich noch lange zehren. Ich werde diese Geschichte jetzt erst einmal schriftlich verarbeiten.

Ich bin Claudia (28, LAA an der AFG in NRW) und höre supergerne die Fantis - vorzugsweise im Auto auf langen Fahrten, damit ich mitrappen kann und nicht am Steuer einschlafe. Denn genau das ist mir vor gut eineinhalb Jahren passiert. Ich bin in der Mittagssonne in einen Sekundenschlaf gefallen und aufgeschreckt als ich mit 130 km/h die Leitplanken entlangratschte. Ich bin heile davon gekommen im Gegensatz zu meinem Auto. Von dem finanziellen Schaden habe ich mich bis heute nicht ganz erholt. Mein Freund gab mir daraufhin "Die vierte Dimension" auf Cassette, weil er Rap für die richtige Ablenkung hielt, damit mir so etwas nicht noch einmal passiert.
Tragisch, aber so bin ich zu einer Fanta 4 Liebhaberin geworden und mittlerweile zu einem echten Spätfan herangereift. Vor gut drei Monaten kam mir die Idee, dass ich ja mit den Fantis etwas Kohle machen könnte und bewarb mich - just for fun - bei Risiko im ZDF mit Kai Böcking.

Tja, und jetzt ist die Aufzeichnung der Sendung schon seit einigen Tagen im Kasten. Ob ich gewonnen habe? Ließ doch einfach weiter und du erfährst es!

Wenn ich nur meinen Auftritt und meine Befragung zum Thema "Die Fantastischen Vier" subjektiv zusammenfassen und in einer Bewertungsskala analysieren müsste, so würde diese in einer Fernsehzeitschrift wahrscheinlich wie folgt aussehen:

SpassActionErotikSpannungAnspruch (Informationswert)
XXXXXXXXXX

Vorab jedoch kurz einige Hintergrundinformationen und Impressionen meinerseits, die ich im Vorfeld der Aufzeichnung sammeln konnte:

13.45 Uhr (statt 13.00 Uhr):
Verspätete Ankunft in Huerth bei Köln wegen Stau auf der A1. Nur knapp einem Unfall in einem heftigen Platzregen entkommen. Das Aufzeichnungsstudio ist genau dort, wo auch "Top of the Pops" gedreht wird.

13.50 Uhr:
Sofort Infos und Kennen lernen der "Gegner" (Komme in die 4. von fünf Aufzeichnungen des heutigen Tages - ein Omen?). Hinweise zu den Regeln, zum geschickten und publikumswirksamen Auftreten vor der Kamera.

Mit mir in der Sendung sind die Themen:

- der überaus kafkaeske Franz Kafka (Da wird Smudo sich freuen!)
- die Straße aller Straßen: Lindenstraße
- der quärig-trendige Quentin Tarantino

ca. 14.30 Uhr:
Kleidungsauswahl (Doch das lange, rote, offene Sommerkleid)

ca. 15.15 Uhr:
Imbiss (Vegetarische Tortellini und zum Nachtisch Fruchtquark)
Dabei vor der Glotze die 3. Aufzeichnung im Studio mitverfolgen: der Knabe mit dem Thema "Alexander der Große" gewinnt als dritter des heutigen Tages die gesamte Kohle.

ca. 16.15 Uhr:
Anhübschen in der Maske (Sehr entspannend; eigentlich hätte ich vorab zum Friseur gemusst, geht irgendwie auch so; nette Maskenbildnerin!)

ca. 17.15 Uhr:
Gespräch mit dem Redakteur (Pappnase! Unvorbereiteter, unwissender Wichtigtuer). Er legt als erstes seine Füße auf den Tisch, schaut mich nicht einmal richtig an und wirkt auf diese Weise eher uninteressiert bzw. ziemlich genervt. Absprachen über die Inhalte des Anfangsgespräches mit Kai Boecking werden getroffen. Ich sage explizit, dass ich das Thema Schule und Privates ausklammern und statt dessen gerne über die aktuellen Ereignisse um die F4, wie die drei Videos und die Jubiläumsparty bzw. das Nicht-zu-Stande-Kommen des Open Air Festes vor dem Schloss/Ehrenhof in Stuttgart sprechen möchte.
Er fragt mich, wie Kai seine Themenankündigung vornehmen könnte. Er übernimmt meine Vorschläge: Pioniere des deutschen Sprechgesangs und die 10-Jährige Bestehensfeier am 7.7.99. Der Redakteur ist scharf auf eine Story. Also erzähle ich, wie ich zu den Fantis gekommen bin (s.o.) sowie die Geschichte, dass ich im Vorfeld meiner Vorbereitungen auf die Sendung mit Smudo Email-Kontakt aufgenommen habe und er mir seine Handy-Nr. gegeben hat, falls ich ungeklärte Fragen hätte. Zum Abschluss des Gespräches sage ich dem Redakteur noch, dass er auf mich bereits sehr erschöpft und fertig gewirkt hat. Seine Antwort: "Oh, na ja, dann werde ich mich im nächsten Gespräch etwas mehr bemühen." (Pisser!)

ca. 18.00 Uhr:
Ich werde verkabelt. Der Tonmann fragt mich, wo er den Sender vom Mikro anbringen könne. "Da musst du mir wohl ins Hoeschen greifen" rutscht mir heraus.

ca. 18.15 Uhr:
Bühnenbegehung (Mein Herz bubbert wie wild)

ca. 18.30 Uhr:
Kai Boecking stellt sich kurz vor

ca. 18.45 Uhr:
Beginn der Aufzeichnung; Studiotemperatur ca. 40 Grad oder mehr. Der Schweiß läuft mir den Rücken und den Bauch herunter.

Die Zockerrunde:
Buzzern ist gar nicht so leicht. Zu früh, zu spät. Nach der dritten Frage bin ich am Zug. Fachgebiet: Religion (Scheiße ich bin dran, Joker raus): Keine Ahnung; Nix verloren - nix gewonnen. Zack und schon ist die Runde zu Ende. Konnte keinen Stich machen und bin etwas enttäuscht. Aber die anderen waren auch nicht so prall.

Die Spezialrunde:
Ich bin die Erste. (Warum ich? Ladies first) Das Anfangsgespräch verläuft leider ganz anders als ich erwartet hatte. Natürlich wird doch auf meinem Lehrerinnendasein herumgeritten und ich konnte bedauerlicherweise nicht mehr die Open-Air-Party für die Fanta Fans am 7.7.99 in der kurzen Gesprächssequenz unterbringen. Schade! (Rache des Redakteurs für meine indiskrete Ehrlichkeit ???). Ich hätte zu gerne der Stadt Stuttgart für ihre Offenheit gegenüber den künstlerischen Produkten aus der HipHop-Szene gedankt.

Vielleicht vorab einige Infos über meine Vorbereitungen, um sich ein Bild über das Verhältnis von Lern-Aufwand zum Schwierigkeitsgrad der Fragen machen zu können: In den letzten vier Wochen (vorher natürlich auch schon etwas) habe ich täglich und intensiv die F4 gehört, d.h. ich kannte alle Lieder der Alben (inklusive der Solo-Geschichten), ich kannte dementsprechend alle Songtexte sowie Geschichten, Ereignisse und Hintergrundinformationen um die Lieder, wie z.B. welche Film- oder Liedstücke für das eine oder andere Fanti-Werk gesampelt wurde. Ich habe auf den bekannten Musiksendern alles aufgezeichnet, was zu den Fantis in letzter Zeit (und die Medienpräsenz war ja kaum zu übersehen!!!) gesendet wurde. Ich kannte entsprechende Musikvideos, deren Regisseure, Drehorte und Drehgeschichten. Ich habe das Buch "Die letzte Besatzermusik" zwei Mal ganz und auszugsweise ein drittes Mal gelesen. Ich habe alle Web-Seiten zu den Fantis durchforstet. Ich habe Stund um Stund im Internet verbracht und habe am Telefon mit Timo Vetter alle Maxies und deren Cover-Gestaltungen durchgesprochen. Ich habe Tour-Orte, Tour-Termine, Lebensläufe, Auszeichnungen für die F4 und natürlich auch Aktuelles zum 10-Jährigen gepaukt.

Für alle, die Mitraten wollen und ihr Wissen über die Fantis vertiefen oder überprüfen wollen, hier nun die Fragen der kafkaesken, nicht wenig mainstream-lastigen und publikumswirksamen Fragen der ZDF-Risiko-Redaktion zum Thema "Die Fantastischen Vier" - vorgelesen von Kai Böcking: (Bilde dir selbst ein Urteil!)

Zur Frage Nr.1 wird MfG auf der Videoleinwand eingespielt:
Der Song wurde (zu Teilen) auf einer Fahrt von Hamburg nach Stuttgart im Wohnmobil von Thomas D. geschrieben. Welcher VIVA-Moderator hat auf dieser Fahrt am Songtext mitgewirkt?

Zur Frage Nr. 2 wird eine Songtextzeile einer Rapper-Band aus Frankfurt rezitiert: "Sie nennen sich fantastisch, ich glaube sie sind spastisch" (Oder so ähnlich) Wer hat das gesungen?

Zu Frage Nr. 3: Thomas D. geriet in die Schlagzeilen, weil er sich in der Öffentlichkeit mit der Freundin von Heiner Lauterbach gezeigt hat und so Thomas D. mit dieser Frau eine Affäre nachgesagt wird. Wie heißt sie?

Zu Frage Nr. 4: Die Fanta 4 machten eine Radiosendung 91/92 und im Jahr 93 auch eine gleichnamige Fernsehsendung auf Premiere. Wie hieß diese Sendung?

Zur Frage Nr. 5 wird "Die da" auf der Videoleinwand eingespielt. Der Song "Die da" ist auf dem Album "Vier Gewinnt". Die Vier-Gewinnt-Tour startete am 02.10.1992 in Böblingen. Wie hieß aber der Club in dem die Fanta 4 dort auftraten?

Zu Frage Nr. 6: Thomas D. begann seine Friseurlehre zunächst bei einer Salonkette, deren Geschäftsführerin er schon bald mit Mordgelüsten auflauern wollte. Er verließ den Salon. Aber wo beendete er schließlich seine Lehre erfolgreich?

Zu Frage Nr. 7: Um sich in Songs besser einfühlen zu können, machten Thomas D./Smudo einmal das Licht im Studio aus. Was aber taten die Rapper, um sich jedoch besser in den Song "Arschloch" einfühlen zu können?

Das war's. Tja, und ob ich etwas gewonnen habe, was der große Clou der Befragung war und ob ich die Fanta Vier würdevoll vertreten habe usw. erfährst du, wenn du mir eine nette Mail - mit was auch immer (Drohungen?) - zurückschreibst.

Natürlich kannst du auch warten, bis es voraussichtlich am

11.08.99 im ZDF 16.15 Uhr

gesendet wird.

Fortsetzung:

Hi Fanti Fan,
O.K. will ich mal nicht so sein. Da du tatsächlich weiterliest, sollst du nun auch das Ergebnis der Bemühungen meinerseits u n d die von Markus Roth, von Timo Vetter und von Smudo erfahren: 12.600 DM waren im Pott. Also, was soll ich sagen, es war zum Haare raufen. Für mich war es im Moment der Aufzeichnung ein einziger Krimi. Aus jetziger Sicht könnte ich mich stundenlang total scheckig lachen. Im Nachhinein fand ich die Fragen sogar eher einfach oder zumindest sehr fair. Aber wie das Leben so spielt, gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich kein Mensch erklären kann.

O.K. genug auf die Folter gespannt:
Ja, ich wusste eine Frage nicht, aber das war nicht die Nr. 7. Das war kein Problem. Wenn ich dir von meinem Problem berichte, dann lachst du dich ebenfalls kaputt und hältst mich für total bescheuert. Es war die Frage, deren Antwort wahrscheinlich ganz Deutschland wusste, nur nicht Claudia Ernst. Das klassische Blackout. Klassischer geht gar nicht. Der Grund dafür: Ich konnte diese Frau noch nie besonders gut leiden, ich habe sie buchstäblich aus meinem Hirn gestrichen. Jetzt weiß ich auch warum. Ich hatte Timo einmal erzählt, dass ich Jenni Elvers bei "Zimmer frei" gesehen habe und sie total kacke fand. Als die Frage Nr. 3 kam, dachte ich, ich spinne. Mir fiel der Name einfach nicht mehr ein. Ich bin halb wahnsinnig geworden, habe immer ins Publikum geschaut, um von meinem Freund einen Hinweis zu erhaschen, aber keine Chance. Eine Kamerafrau hatte das gesehen und hat ihn absichtlich in Großaufnahme ins Kamerabild genommen. Selbst als ich die Frage geschoben hatte, fiel mir die Antwort einfach nicht ein. Ich ging im Kopf sämtliche Interviews mit T.D. durch und immer fiel dieser Name Jenni Elvers. Alle anderen Fragen gingen mir absolut lässig von den Lippen. Ist irre, was? Im Nachhinein kann ich auch nur noch darüber lachen - stundenlang. Ausgerechnet d a s wusste ich nicht, was die g a n z e Nation wahrscheinlich weiß.

Aber selbst wenn ich diese eine Popelfrage hätte beantworten können, so wäre ich Zweite geworden, weil "Kafka" in der ersten Runde die Nase mit 500 DM mehr auf dem Konto vorn hatte. Ich brauche mich also nicht allzu sehr zu ärgern. Aber es war schon bescheuert. Alle guckten mich an und ich rotierte in meinem Schädel mit dem Bild von J. Elvers. Wer hätte gedacht, dass ich ausgerechnet diese Frage nicht beantworten könnte. Ich am allerwenigsten, weil mir die Frage einfach auch viel zu leicht vorkam. Richtig geärgert hätte ich mich, wenn "Kafka" versagt hätte und ich die Chance auf den ersten Platz gehabt hätte. Aber so. Er war einfach besser. Aber ebenso bedauerlich ist die Tatsache, dass dieser in der Risiko-Runde die aller-, allerletzte Frage nicht beantworten konnte. Es hat also keiner das Geld mit nach Hause genommen.
Es gab noch eine andere lustige Begebenheit. Ich habe Rödelheim Hart-heim gesagt, statt Hart-Reim, aber nicht als Versprecher, sondern, weil ich immer dachte, das es einen Vorort von Rödelheim gibt, der Hartheim heißt. Kai Böcking hat es durchgehen lassen, es ist ihm nicht einmal aufgefallen und auch darüber könnte ich mich stundenlang beömmeln. Das war alles sehr, sehr lustig und aufregend zugleich. Man muss das einmal mitgemacht haben. Eine echte Erfahrung!

Und 15 Bände Brockhaus sind schließlich auch nicht zu verachten. Aber mein größtes (Trost-) Geschenk habe ich eine Woche darauf am 25.07.99 von den "Fantastischen Vier" in Duisburg bei einem Open-Air-Konzert bekommen. Nicht nur, dass ich sie zum ersten Mal live gesehen habe, sie haben mich und meinen Freund in ihre Garderobe eingeladen, wo wir uns richtig geil unterhalten, Sektchen geschlürft und ein wenig geraucht haben. Besonders überrascht war ich über die Offenheit von Andy Y, der mich abschließend noch mit einer netten Umarmung verabschiedet hat.

Mein schönstes Ferienerlebnis 1999.